Neustadtgödens
Geschichte:
Nach der Antoniusflut von 1511, bei der der Jadebusen seine größte Ausdehnung erreichte, begannen in der Herrlichkeit Gödens umfangreiche Eindeichungsmaßnahmen. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde 1544 ein Siel errichtet, das die Keimzelle des Ortes bildete. Die Besitzer der Herrlichkeit, die Familie von Frydag, warben durch religiöse Toleranz viele Glaubensflüchtlinge in die Planstadt, die nach dem Herrschaftssitz Gödens die Bezeichnung Neustadt Gödens erhielt. Unter den ersten Siedlern waren vor allem mennonitische Glaubensflüchtlinge. Viele von ihnen waren gezielt angeworbene niederländische Fachkräfte.
Neustadtgödens entwickelt sich bald zu einem bedeutenden Handelsort mit prosperierendem Hafen und guten Handelsverbindungen. Viele seiner Bewohner lebten von Handel und Schifffahrt. Doch nach dem Bau des Ellenser Damm 1595 durch Graf Johann VII. von Oldenburg wurde der ostfriesische Sielort vom Meer abgeschnitten. Erst durch Verhandlungen vor dem Reichskammergericht konnten der oldenburgischen Seite Zugeständnisse, die die weitere Entwicklung des Ortes begünstigten, abgerungen werden. Die Einwohner wandten sich nach dem Bau des Dammes nun vor allem dem Handel und der Weberei zu. Für das Bleichen der gewebten Stoffe wurden am Rande des Ortes größere Bleichwiesen (die Bleichen) geschaffen.
Von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges blieb Neustadtgödens mit Hilfe von Ausgleichszahlungen an den Grafen Peter Ernst II. von Mansfeld, der im restlichen Ostfriesland wütete, weitgehend verschont. Mit der Heirat Franz Ico von Frydag zu Gödens und der katholischen Margarethe Elisabeth von Westerholt begann eine Zeit ungewöhnlicher religiöser Toleranz. Franz Ico gestattete seiner Frau, ihren katholischen Glauben im Schloss Gödens auszuüben.
In der Folgezeit zogen Bewohner anderer Konfessionen in den Ort, so dass innerhalb von nur fünfzig Jahren fünf Gotteshäuser in dem Ort entstanden, der um diese Zeit etwa 700 bis 800 Einwohner hatte. Neben den Mennoniten lebten hier Menschen lutherischen, reformierten, katholischen und jüdischen Glaubens.
Neustadtgödens ist ein Ortsteil der Gemeinde Sande im Landkreis Friesland in Niedersachsen. Vor der Gemeindereform von 1972 gehörte es zum Landkreis Wittmund und war ein Teil Ostfrieslands.
Mit der Verwaltungsreform vom 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Gödens mit den Ortschaften Neustadtgödens, Altgödens und Dykhausen in die Gemeinde Sande eingegliedert.
Die Fläche der Gemeinde Sande vergrößerte sich damit um das Doppelte auf 45 km2
Sehenswürdigkeiten:
Neben fünf Sakralbauten (Mennoniten, Lutheraner, Reformierte, Katholiken, Jüdische Gemeinde) gibt es weitere Sehenswürdigkeiten wie das Waagehaus und das Landrichterhaus.
Direkt am Siel befindet sich das historische Waagehaus. Es diente zum Wiegen sämtlicher am Sielhafen gehandelter Waren, um so die Abgaben an die regierende Familie von Gödens festzusetzen. Die Abgaben waren für die Herren von Gödens eine wichtige Einnahmequelle. Am Waagehaus befindet sich heute das Familienwappen von Franz Ico von Frydag.
In unmittelbarer Nähe der historischen Ortschaft steht das Landrichterhaus. Von Beginn des 17. Jahrhunderts bis 1743 unterhielt hier die Herrlichkeit Gödens ein eigenes Landgericht. Seit 1986 ist in dem historischen Gebäude ein Museum untergebracht, das eine Ausstellung zur Geschichte von Neustadtgödens zeigt.
Am Rande des Ortes befinden sich zwei holländische Windmühlen. Die Oberahmer Peldemühle wurde als zweistöckiger Galerieholländer 1764 auf dem Gebiet Jeverlands gebaut. Mit dem Bau reagierte der Graf von Gödens auf ein preußisches Mahledikt, das die Rechte der Herrlichkeiten an ihren Mühlen beschnitt. Die Wedelfelder Wasserschöpfmühle wurde 1844 als eine der letzten dieser Mühlen in Ostfriesland errichtet und diente der Entwässerung des teilweise unter dem Meeresspiegel liegenden Schwarzen Bracks.